Lieber Holger,
ich habe dich nicht in alle Tiefe gekannt und dennoch sind wir uns begegnet an verschiedenen Orten immer wieder. Beim Skifahren, Slacklinen, auf Flieger - und Nikolausparties und in verratzten Wohnwagen am Flugplatz. Trotz dieser Flüchtigkeit im Moment, hast du einem und allen immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein, geschätzt und gemocht zu werden.
Im Skiurlaub haben wir Möbel-Tetris gespielt und kurzerhand die Tische auseinandergeschraubt, weil uns die Einrichtungslage, so wie sie war, nicht gefallen hat. Ich habe Tränen gelacht. Einmal sind wir uns am Bahnhof begegnet, wie du daher kamst mit deiner Elvislocke, Sonnenbrille, deinem roten Karohemd und dem Opa-Koffer, auf irgendeinen Zug rennend - sonst wohin, hab ich heimlich gelacht und gedacht, was für ein Typ!! Du warst einfach anders, so ungewollt lässig und so unglaublich freundlich. Selbst in aller Eile, im Vorübergehen, hattest du Zeit für ein paar nette Worte und "Ein schönes Wochenende". Genau wie diese Begegnungen mit dir, war dein Leben - viel zu kurz. Und dennoch waren sie und dein Leben vor allem eines: intensiv, erinnerungswürdig, einschlägig, schön und anders.
In deinem Neujahrsbrief hast du geschrieben, dass dich die Menschen um dich herum geprägt haben. Ich glaube, du hast ihnen viel davon zurückgegeben. Du sagst außerdem, wir sollen spannend, interessant, traurig und wunderbar bleiben. Wir werden uns Mühe geben, aber im Moment sind wir vor allem traurig.
- Julia
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