Worte, Bilder, Gedanken bitte an zimmervonholger@gmx.de , vielen Dank.Wir werden dann alles veröffentlichen!
Words, pictures and thoughts. Please send them to zimmervonholger@gmx.de , thanks a lot. We will publish it.

Traueranzeige

Traueranzeige

Dienstag, 26. Februar 2013

Lawinenhergang


Hallo,
ich denke jeder sollte wissen, wie Holger am 22.2.2013 ums Leben gekommen ist. Wir waren ein Gruppe von fünf und sind im Backcountry von Revelstoke touren gegangen. Die Lawinensituation war angespannt und wir wussten, dass wir vorsichtig seien müssen. Natürlich ist Holger vorneweggegangen und hat wie immer ein unglaubliches Tempo durch 30cm Neuschnee vorgegeben. Nach ca. 1 Std. Aufstieg waren wir kurz vor unserem Ziel. Es musste noch unter einem kritischen Hang traversiert werden (oberhalb von uns war ein offener mittelsteiler Hang, dann wurde es etwas flacher, darunter Cliffs, Bäume und Rinnen).  Wir standen an einem vermeidlichen  “save spot” und entschlossen uns einzeln zu traversieren. Holger ging vorweg. Er war vielleicht zehn Meter gegangen, bis hinter mir ein Schrei ertönte “Holly shit!!”. Ich sah eine riesige Schneewolke auf uns zukommen, es entstand ein riesen Lärm ich setze meine Ski in Richtung Hang und löste meinen Lawinenairbag aus. Dann traf mich die Lawine, schleuderte mich durch, Schnee in meinem Mund, alles drehte sich. Es fühlte sich ewig an. Dann wurde es ruhiger ich rutschte auf meinem Airbag auf der Lawine. Ich lag mit dem Rücken und Kopf nach unten auf der Lawine, als sie zum Stillstand kam.
Jetzt kommt der Teil, der mir persönlich am schwersten fällt, da vom gesamten Rettungsteam Fehler gemacht wurden: Ich stand auf und brüllte, darauf meldete sich ein anderer, der von der Lawine erwischt wurde und rief mir zu, er sei ok. Er ist ohne Airbag gewesen und konnte einfach aufstehen. Wir stellten unsere Piepser auf suchen und wir begannen den Hang abzulaufen, als wir von oben Stimmen hörten. Sie schrien runter “we’re ok!!” und wir schrien zurück “we’re ok, too”. Die Situation schien gut ausgegangen zu sein, auch wenn der Schock tief saß. Wir konnten die anderen, die oben waren nicht sehen, da wir an einer Stelle mit Cliffs und Rinnen runtergerissen worden waren. Der andere und ich warteten in einer kleinen Baumgruppe, um vor Nachlawinen sicher zu sein. Ich konnte meine Ski einsammeln. Während ich meine Felle abzog, lief der andere (er hatte die Ski in der Lawine verloren) die Lawine herunter zu den anderen die in der Zwischenzeit neben von außen unten an den Auslauf rangefahren sind. Ich hörte ein paar Schreie-ich war von Freudenschreien ausgegangen. Als ich dann um die Baumgruppe herumgefahren bin, habe ich einen Schock erlebt, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Die anderen Jungs hatten Holger bereits ausgegraben und versuchten ihn wiederzubeleben. Als ich Holgers Gesicht sah war ich mir schon sicher, dass es zu spät war. Von der Lawinen bis zur Ausgrabung sind in etwa 10 bis 20min vergangen. Da wir keinen Handyempfang hatten, machte ich mich auf den Weg woanders ein Signal zu bekommen- erfolglos. Als ich zurückkam (ca. 30 min später) hatten die Jungs Holger auf Skier geschnallt und wollten ihn zurück ins Skigebiet tragen. Ich ging vor um Hilfe zu holen. Es war leider nicht mehr möglich Holger an diesem Tag aus dem Gelände zu bringen und er wurde am nächsten Tag mit einem Heli rausgeholt.

Ich versuche jetzt noch ein paar offene Fragen zu klären:
Wir gehen davon aus, dass Holger von der Lawine ein ca. 20m hohes Cliff heruntergetragen wurde und an seinen Verletzungen gestorben ist- diese Vermutung wurde von dem Bergungsteam unterstützt.
Das Missverständnis, dass bei der Bergung entstand ist ein schrecklicher Fehler gewesen und sollte für alle Lawinenrettungen eine Lehre sein.
Holgers Airbag war aufgeblasen und so haben die anderen, die von unten an die Lawine rangefahren sind ihn auch gesehen. Ein kleiner Teil des orangenen Ballons war von unten sichtbar -nicht aber von oben. Der Rucksack war weit nach oben geschoben und Holger war ca. 1m unter dem Schnee.
Wer die Lawine ausgelöst hat wissen wir nicht. Es kann Holger selbst gewesen sein oder eine natürliche.
Warum wir Ihn nicht mit unseren LVS Geräten gefunden haben ist mir ein Rätsel. Vermutlich wurde die Distanz unterschätzt.
Holger war ein großartiger Kerl und ein außerordentlicher Skifahrer. Ich kannte ihn nicht besonders gut, jedoch war ich immer von seiner unglaublich positiven Einstellung beeindruckt und ich kenne nur wenige, die so viel Spaß am Skifahren haben, wie er es tat. Er war immer der schnellste, egal ob auf dem Weg nach oben oder nach unten.
Ich richte mein Beileid an alle Freunde und insbesondere seine Familie, wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen möchten, können Sie sich gerne bei mir melden. Es wäre mir sehr wichtig mit Ihnen darüber zu Reden und alle offenen Fragen zu beantworten. (david.fritzsche.93@googlemail.com)

Es fällt mir selber sehr schwer das Geschehene zu begreifen. Ich verliere einen Skistock und Holger sein Leben.

Wir fahren für dich weiter.
David

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen